Die Auswirkungen von internationaler Migration auf den Arbeitsmarkt werden üblicherweise aus der Perspektive eines einzelnen Landes erforscht. Auf der Empfängerseite untersucht eine breite Literatur die soziale, kulturelle, ökonomische und politische Assimilation von Immigranten im Empfängerland. Ein weiterer Strang dieser Literatur beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Immigration auf den einheimischen Arbeitsmarkt.
Aus der Perspektive des Senderlandes untersucht eine wachsende Literatur die Effekte von Emigration auf den heimischen Arbeitsmarkt sowie auf die Familien und die soziale Umgebung der Emigranten. Mit der Zunahme von neuen Formen der zirkulären, temporären und transnationalen Migrationsmuster ist es jedoch zunehmend wichtig, die Erfahrungen der Migranten im Sende- und Empfängerland miteinander zu verbinden und die Determinanten von bi-direktionalen Migrationsströmen zu betrachten.
Unsere Forschung basiert auf der Erstellung eines neuen Datensatzes, der longitudinale Individualdaten von administrativen Quellen aus zwei Ländern, Österreich und Deutschland, verknüpft. Im Detail werden wir Personen mit österreichischer oder deutscher Nationalität identifizieren, die in den Sozialversicherungsregistern beider Länder erfasst sind, und deren Karriereverläufe auf beiden nationalen Arbeitsmärkten verfolgen. Vorläufige Daten zeigen, dass es eine große Anzahl an MigrantInnen gibt, ca. 60.000 ÖsterreicherInnen arbeiten 2000-2005 in Deutschland und ca. 80.000 Deutsche in Österreich. Die Verknüpfung von Einkommensverläufen im Sende- und Empfängerland erlaubt die Analyse wichtiger Forschungsfragen, die ansonsten nicht beantwortbar wären.
Was sind die ökonomischen Motive für die Entscheidung in einem anderen Land zu arbeiten? Wie lange bleiben Migranten im Gastland? Bleiben manche Immigranten permanent im Gastland? Welche Konsequenzen hat eine Rückwanderung? Wie stark beeinflussen Veränderungen des institutionellen Umfelds, in beiden Ländern, die Migrationsentscheidung und die -ergebnisse? Während einige dieser Fragen in der Literatur mit speziellen Umfragedatensätzen bearbeitet wurden, liefert unser Projekt die erste Evidenz auf Basis von großen administrativen Datenquellen, welche es uns ermöglichen die Grundgesamtheit der Migranten zwischen den beiden Ländern zu beobachten.
Basierend auf dieser neuen Datenquelle sollen folgende drei Hauptthemen analysiert werden: Zuerst beschreiben wir detailliert die Migrationsströme zwischen Österreich und Deutschland nach verschiedenen Dimensionen sowohl des Sende- als auch Gastlandes verfassen. Zweitens untersuchen wir Arbeitsmarktergebnisse vor und nach der ersten Emigrationsepisode. Das erlaubt Rückschlüsse auf selektive Emigration und deren Auswirkungen auf Löhne und Beschäftigung. Drittens analysieren wir zirkuläre Migration und Rückwanderung in das Heimatland.
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