Hintergrund
Von unterschiedlicher Seite wird an Pflegende die Anforderung gestellt, Forschungsergebnisse als Basis ihrer Entscheidungsfindung bei der alltäglichen pflegerischen Versorgung von Patientinnen und Patienten zu nutzen - beispielsweise um positive Patientenergebnisse/Outcomes zu erzielen. Aber auch gesetzliche Vorgaben, wie zum Beispiel in Österreich das Gesundheitsqualitätsgesetz (GQG § 3 (1)) und das Krankenpflegegesetz (GuKG 2004, § 4 (1 & 2)), verpflichten Pflegende, aktuelles Wissen anzuwenden. Dennoch werden Forschungsergebnisse aufgrund einer Vielzahl hinderlicher Faktoren oft nicht in der täglichen Pflege angewandt. Bisher kaum beachtet wurde, welche Wünsche und Erfordernisse Pflegende in Zusammenhang mit der Anwendung von Forschungsergebnissen haben. Aus österreichischer Perspektive lagen bisher noch keine Daten vor.
Ziel
Einen ersten Einblick in die gegenwärtige Situation in Österreich hinsichtlich folgender Aspekte zu erhalten:
- Bedürfnisse, Erfordernisse und Wünsche hinsichtlich Aus-, Fort- und Weiterbildung, zu forschungsbasierten Themen und Implementierung von Forschungsergebnissen
- bestehendes Wissen zu Pflegeforschung und Evidenz basierter Pflege
- Einstellungen zu Pflegeforschung und Forschungsanwendung
- wahrgenommene Hindernisse/Barrieren aber auch förderliche Aspekte in der Umsetzung von Forschungsergebnissen
Methoden
Deskriptive, exploratorische Querschnittsstudie mittels Fragebogen, welche im Mai 2007 im LKH Universitätsklinikum Graz unter Einbezug aller diplomierten Gesundheits- und Pflegepersonen (n = 1825, Rücklaufquote 56 %) durchgeführt wurde. Die Daten wurden deskriptiv analysiert, Gruppenvergleiche (Diplom vor 2004 und ab 2004) erfolgten mittels χ2.
Ergebnisse
Die von den Pflegenden am häufigsten geäußerten Wünsche hinsichtlich Implementierung von Forschungsergebnissen waren: adäquate Information, Vorhandensein struktureller Erfordernisse und professionelle Unterstützung. von besonderem Interesse waren Themen zu Pflegephänomenen (z. B. Dekubitus, Sturz) und zu Pflegeinterventionen (z. B. Wundmanagement). In Bezug auf Ausbildung äußerten Pflegende ihren Bedarf zu einführenden Kenntnissen zu Pflegewissenschaft/-forschung und zum Thema Implementierung von Forschungsergebnissen. Die Einstellungen der Pflegenden zu Pflegeforschung tendierten ins Negative. Die drei am häufigsten genannten Barrieren zu Forschungsanwendung waren Zeitmangel (69,9 %), Mangel an Information/Kenntnissen (45,4 %) und mangelndes Interesse (25,9 %). Zwischen den beiden Diplomgruppen zeigten sich zehn statistisch signifikante Unterschiede.
Schlussfolgerung
Die teilnehmenden Pflegenden perzipierten einen Mangel an Ausbildung/Information sowie adäquater organisatorischer Unterstützung als Faktor, der sie daran hinderte, Forschungsergebnisse in ihrem Arbeitsalltag zu nutzen.
Hervorgegangene Veröffentlichung
Breimaier HE, Halfens RJG, Lohrmann C: Nurses’ wishes, knowledge, attitudes and perceived barriers on implementing research findings into practice among graduate nurses in Austria. Journal of Clinical Nursing 2011, 20:1744-1756.