Ausgangssituation und Problematik
Im Jahr 2013 litten dem Österreichischen Demenzbericht zufolge 64.307 Menschen an Demenz (Höfler et al., 2015, S. 23)1. Zahlreiche internationale Studien zeigen, dass die Zahl der Erkrankten (Prävalenz) sowie der Neuerkrankten (Inzidenz) ab einem Lebensalter von 60 Jahren deutlich zunimmt. Aufgrund des demographischen Wandels wird demnach erwartet, dass diese Zahlen künftig weiter steigen. Neben der Möglichkeit, dass Bewegungsförderung auch im Alltag (etwa durch zu Fuß gehen) einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität des Demenzerkrankten haben kann, stellt auch die möglichst lange Erhaltung der Eigenständigkeit von betroffenen Personen (Verhinderung einer Isolation) ein anzustrebendes Ziel dar. Insbesondere die Bewältigung alltäglicher Wege sowie die eigenständige Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs würden sowohl den Erkrankten als auch den Angehörigen/Betreuenden zu Gute kommen. Die DeMo-Studie reagiert auf diese drängende demografische Entwicklung und untersucht erstmals in Österreich die Verkehrsteilnahme von Menschen mit Demenz im Individualverkehr und dem öffentlichen Verkehr und beschäftigt sich somit mit einer in der Mobilitätsforschung bisher noch vernachlässigten Bevölkerungsgruppe der Menschen mit Demenzerkrankungen. Erst durch die Erforschung der tatsächlichen Beeinträchtigungen und Problemlagen der von Demenz Betroffenen können zielgerichtete Maßnahmen für diese Personengruppen entwickelt werden.
Ziele und Innovationsgehalt
Die Forschungsfrage, die in DeMo beantwortet wird, lautet: Wie kann die Verkehrsteilnahme von Menschen mit Demenz bei alltäglichen Wegen beschrieben werden? Das Konsortium erarbeitet die Frage mittels case studies mit Menschen mit Demenz-Erkrankungen (Biographisch-narrative Interviews ergänzt durch GPS-unterstützte Wegebegehungen), mit deren Angehörigen und/oder Betreuenden (leitfadengestützte Einzelinterviews) und mit ExpertInnen (leitfadengestützte ExpertInneninterviews) aus der Demenzbetreuung und validiert die Ergebnisse im Rahmen eines Workshops gemeinsam mit Verkehrsunternehmen und Gesundheitseinrichtungen.
Angestrebte Ergebnisse und Erkenntnisse
Die DeMo-Studie bringt einen qualitativen Studienbericht über die Ergebnisse der case studies mit sondierten Bedürfnissen und Barrieren aus der Sicht der Betroffenen, aus der Sicht von Angehörigen und Betreuenden und aus der Sicht von ExpertInnen, die mit der Zielgruppe arbeitet, hervor. Das Endprodukt der Sondierungsstudie stellen Handlungsempfehlungen für die Mobilitätsforschung dar, die zu einer künftigen Einreichung eines kooperativen F&E Projekts führen sollen, um konkrete Mobilitätslösungen für diese Bevölkerungsgruppe zu erarbeiten und umzusetzen.
Im Rahmen der DeMo-Studie arbeitet ein interdisziplinäres Projektteam: Verkehrsplanung (Technische Universität Wien, Fachbereich für Verkehrssystemplanung), Sozialforschung (MAKAM Research GmbH), Soziologie (Dr. Schlembach) und Gesundheitseinrichtung (Landespflegeheime Wiener Neustadt und Tulln).
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen der Programmlinie Mobilität der Zukunft der FFG finanziell gefördert.
MAKAM Pressetexte Oktober 2017
MAKAM Presseaussendung Dezember 2017
DeMo-Endbericht: Sämtliche Inhalte und Ergebnisse aus der „DeMo“-Studie werden in der IVS-Schriftenreihe publiziert und werden auch online ab Ende Dezember 2017 unter http://shop.tuverlag.at/ und auf http://www.makam.at verfügbar sein.
Verkehrsplanung (Technische Universität Wien, Fachbereich für Verkehrssystemplanung - Prof. Dr. Georg Hauger),
Sozialforschung (MAKAM Research GmbH)
Soziologie (Dr. Schlembach)
Gesundheitseinrichtung (Landespflegeheime Wiener Neustadt und Tulln)