Eine aktuelle Kontroverse befasst sich mit dem Verhältnis von Weisheit zu positivem Affekt, Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit:sind weise Personen glücklicher als andere oder wird ihnen ein Glücklichsein durch ihre Bewusstheit der weniger erfreulichen Seiten des Daseins erschwert? Wir vermuten, dass „beides stimmt“: weise Menschen sind sich der schwierigen Aspekte der menschlichen Existenz bewusster als andere, sind aber auch besser in der Lage, mit ihren Gefühlen optimal umzugehen (Staudinger& Glück, 2011). Aus dieser Perspektive erscheint eine nähere Betrachtung des Umgangs von weisen Personen mit sogenannten daily uplifts bzw. daily hassles – alltäglichen positiven und negativen Momenten – hochinteressant. Neuere Studien zur Resilienz zeigen, dass resiliente Menschen nicht nur widrige Lebensumstände besser bewältigen, sondern sich auch durch ihre hohe Reaktivität für positive Affekte im Kontext von daily uplifts auszeichnen. Könnte dies auch für weise Menschen postuliert werden? Sind weise Menschen eher als andere in der Lage, die kleinen Freuden des Alltags auszukosten und auch auf längere Sicht von ihnen zu profitieren? Diese Fragestellung wird mittels einer ambulanten Datenerhebung in Form eines Tagebuchdesigns untersucht. Etwa 50 Personen notieren über einen Zeitraum von sieben Tagen zweimal täglich die „kleinen Freuden“ und „kleinen Belastungen“ ihres Alltags sowie die damit verbundenen Emotionen. Wir erwarten, dass weisere Menschen andere Erlebnisse aufzeichnen und sie anders verarbeiten als weniger weise.
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