Ambient Assisted Living (AAL, auch: altersgerechte Assistenzsysteme für ein umgebungsunterstütztes, gesundes und unabhängiges Leben) existiert als Idee bereits seit den 90er - Jahren. Im Zuge des 7. Europäischen Rahmenprogramms für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration (2007–2013) wurde von der EU und den Mitgliedsstaaten eine themenspezifische Joint-Programme-Initiative ins Leben gerufen. In Österreich wurde von BMVIT und FFG begleitend das Programm „benefit“ gestartet. In Wien wurde daraufhin als eine der ersten großen europäischen Veranstaltungen zu diesem Thema 2009 das erste europäische AAL-Forum abgehalten. 2012 wurde schließlich die AAL Austria gegründet, die dazu beitragen soll, alle Beteiligten im Bereich AAL besser zu vernetzen. Um eine Bestandsaufnahme zur aktuellen Situation im Bereich AAL vorzunehmen, wurde 2013 der Arbeitskreis Erfahrungsaustausch initiiert. Mittels einer Literaturrecherche, einer Online-Umfrage unter Stakeholdern aus den Bereichen Wirtschaft, Forschung, Dienstleistung und Industrie sowie vertiefenden Experten/-innen-Interviews wurde untersucht, wie sich AAL in Europa und insbesondere in Österreich in den letzten Jahren entwickelt hat. Folgende Themenschwerpunkte standen dabei im Fokus: Usability, Einbindung der Nutzer/-innen, Akzeptanz der Nutzer/-innen, Vielfältigkeit bzw. Einheitlichkeit der AAL-Produkte, Finanzierung, Marktchancen und ethische Aspekte.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick: Trotz zahlreicher innovativer Ansätze und Initiierung von Projekten konnte sich bis heute kein erfolgreicher Markt für AAL-Produkte etablieren. Ein Kernproblem stellt in diesem Zusammenhang die Schwierigkeit, Projekte in Produkte überzuführen, dar. Die Gründe für die zögerliche Marktentwicklung sind vielschichtig: mangelnde Finanzierungen, Akzeptanzprobleme bei den Endnutzern/-innen (Vorbehalte gegenüber neuen Technologien, Angst vor Stigmatisierung), Herausforderungen bei der Produktentwicklung (sehr unterschiedliche Bedürfnisse, Voraussetzungen und Erwartungen der Endnutzer/-innen), fehlende Geschäftsmodelle, ungeklärte Fragen zum Datenschutz, zu starke Technologievielfalt im Bereich AAL (fehlende Systematiken) etc.
Trotz der genannten Schwierigkeiten besteht Einigkeit darüber, dass der Bereich AAL ein enormes Zukunftspotenzial in sich birgt. Zur Überwindung der Hürden werden sowohl in der Literatur als auch von den Experten/-innen, die inder Umfrage und in den vertiefenden Interviews befragt wurden, unterschiedliche Maßnahmen vorgeschlagen, z. B.: verstärkte AAL-Propagierung, stärkere Einbindung aller beteiligen Stakeholder (auch Finanzierungsträger), Vereinfachung der Geräte und der Bedienbarkeit, Vermeidung eines stigmatisierenden Designs, attraktive Preisgestaltung etc.
In einem Stakeholder-Workshop, der – basierend auf den Ergebnissen der Umfrage und vertiefenden Interviews – im Rahmen des AAL Austria Summits 2014 stattfand, wurden die genannten Maßnahmen weitgehend bestätigt. Das größte Potenzial der AAL-Anwendungsfelder sahen die Teilnehmer/-innen in der Verbesserung der Lebensqualität, die durch die Integration der AAL-Lösungen in den Alltag erzielt werden könne.