Unter dem Motto „Harnessing Academic and Social Organizations Knowledge to assess research needs for and contributions by persons 85+/90+“ fand von 24. bis 25.10.2017 in Paris ein von Joint Programme Initiative „More Years, Better Lives“ organisierter ExpertInnenworkshop statt. Zum Austausch über das Thema „Wohlbefinden von hochaltrigen Menschen“ wurden etwa 40 TeilnehmerInnen, unter ihnen Experten aus dem universitären sowie außeruniversitären Forschungsbereich, Mitglieder des JPI MYBL General Assembly, RepräsentantInnen der Europäischen Kommission sowie ExpertInnen aus dem NGO/NPO Bereich, eingeladen. In Vertretung der ÖPIA nahm Mag.a Sophie Psihoda an dem Workshop teil und brachte sich mit einschlägiger Expertise aus der Österreichischen Interdisziplinären Hochaltrigenstudie (ÖIHS) aktiv in Diskussionen und Arbeitsgruppen mit europäischen Partnern ein.
Die Themenbereiche des Workshops bezogen sich auf das subjektive Wohlbefinden der Hochaltrigen, Möglichkeiten der Vorbeugung von Gebrechlichkeit und Stürzen durch Bewegung und muskuläres Training sowie die Rolle von genetischen und sozialen Faktoren beim Erreichen der Hochaltrigkeit. In international vergleichender Perspektive wurden die unterschiedlichen Lebensbedingungen und Trends in der Langlebigkeit und der Lebenserwartung zwischen Ost- und Westeuropa dargestellt. Neben der Zielgruppe der Hochaltrigen selbst wurde auch die Personengruppe der Pflegenden und Angehörigen von hochaltrigen Personen thematisch in den Fokus genommen. Ein wesentliches Ergebnis der Diskussionen war, dass es in allen Ländern an einer entsprechenden (gesundheits-)systematischen Perspektive fehlt, die das pflegende Umfeld von Hochaltrigen inkludiert.
Breiter Konsens unter allen TeilnehmerInnen bestand vor allem in zwei Punkten.
Zum einen gibt es aufgrund des Mangels an (international vergleichbaren) Daten und Langzeitstudien immer noch zu wenig evidenzbasiertes Wissen über die Personengruppe der Hochaltrigen, obwohl diese – bedingt durch den demografischen Wandel – stark im Wachsen ist. In dieser Hinsicht bedarf es auch der Überarbeitung bisheriger Indikatoren (wie z.B. Frailty Index) und der Entwicklung neuer und für die Personengruppe der über 80-Jährigen besser geeigneter Messinstrumente.
Zum anderen bestand auch große Übereinstimmung darin, dass die Translation des bisher vorhandenen Wissens über Hochaltrigkeit an Betroffene, Angehörige, die Politik und die Öffentlichkeit effektiver zu gestalten sei. Dies ist vor allem deshalb besonders wichtig, da bisher aus der Forschung generiertes Wissen, z.B. zur Prävention von Frailty, zur besseren Gestaltung von Pflegesituationen oder Pflegeverläufen, zur Entlastung von Pflegenden und Angehörigen u.ä., kaum in die Praxis umgesetzt wird. Unter dem Motto „from efficacy to effectiveness“ („von der Effizienz/Wirksamkeit zur Effektivität“) wird der Appell laut, neue Formate der Translation zu entwickeln und den Austausch zwischen Forschung und Praxis (stärker) zu etablieren. Dies könnte auch eine neue Perspektive für die Weiterentwicklung von JPI MYPL sein, das sich zukünftig nicht nur auf Ausschreibungen beschränken will, sondern auch als „intelligence hub“ Sichtbarkeit innerhalb sowie außerhalb der Forschung gewinnen will. In Österreich wurde eine erste Initiative in diese Richtung bereits vor einem Jahr mit der Gründung des Netzwerk Altern gesetzt.
„Well-being in Later Life: the Oldest Old Workshop” wurde organisiert von Joint Programme Initiative More Years, Better Lives
24.-25. Oktober 2017, Paris